
Aortenklappenchirurgie
Muss eine Aortenklappe ersetzt werden, bieten wir Ihnen zwei Verfahren an: Den konventionellen Aortenklappenersatz und den kathetergestützten Aortenklappenersatz (TAVI) für ältere und Hochrisikopatienten.
Konventioneller Aortenklappenersatz
Konventioneller Aortenklappenersatz
Beim konventionellen Aortenklappenersatz wird der Brustkorb des Patienten eröffnet (Sternotomie). Der Eingriff findet unter Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine statt, die vorübergehend die Herz- und Lungenfunktion des Patienten übernimmt. Die erkrankte Klappe wird entfernt und durch eine Prothese ersetzt. Gegebenenfalls kann der Aortenklappenersatz auch minimal-invasiv erfolgen, sodass die Operationswunde kleiner ist. Unsere Ergebnisse für diesen Eingriff sind ausgesprochen gut und beruhen auf den jahrzehntelangen Erfahrungen der Herzchirurgie in Bad Neustadt.
Welche Herzklappen gibt es?
Es gibt mechanische und biologische Aortenklappenprothesen. Mechanische Klappen sind aus Material wie z. B. Titan oder Carbon. Biologische Herzklappen werden aus Tiergewebe gewonnen. Die Entscheidung für eine mechanische oder biologische Aortenklappenprothese hat sich in den letzten 15 Jahren deutlich gewandelt und zwar zugunsten der biologischen Aortenklappenprothesen. Grund hierfür sind der technische Fortschritte im Design sowie die gute Funktion und Haltbarkeit der Bioklappen.
Was sind die Vor- und Nachteile von mechanischen Herzklappen?
Mechanische Herzklappen halten nahezu über die gesamte Lebensdauer des Patienten. Wir verwenden in der Regel sogenannte Doppelflügelprothesen. Bei ihnen wird der Ventilmechanismus durch zwei beweglich gelagerte Scheiben hergestellt. Weil die mechanischen Herzklappen durch ihre Fremdoberfläche die Entstehung von Blutgerinnseln begünstigen, müssen die Patienten ihr Blut lebenslang mit Medikamenten verdünnen (Antikoagulationstherapie; Vitamin-K-Antagonisten wie Phenprocoumon, z. B. in Marcumar oder Falithrom).
Was sind die Vor- und Nachteile von biologischen Herzklappen?
Bioklappen haben den Vorteil, dass die Patienten auf eine lebenslange Antikoagulationstherapie (Blutverdünnung) verzichten können, wenn sie einen regelmäßigen Herz-(sinus-)rhythmus haben. Allerdings haben Bioklappen eine begrenzte Haltbarkeit von etwa 15 Jahren und kommen deshalb vornehmlich für ältere Patienten in Frage. Biologische Herzklappen empfehlen wir unseren Patienten, die älter als 65 Jahre alt sind, für die Implantation.
Können auch jüngere Patienten eine Bioklappe bekommen?
Biologische Herzklappen werden inzwischen auch von vielen jüngeren Patienten gewünscht. Sie benötigen dann aber wegen der begrenzten Haltbarkeit der Bioklappe nach etwa 15 Jahren erneut eine Klappe. Mit diesen Rezidivoperationen (erneuten Operationen) einer nicht mehr funktionstüchtigen biologischen Aortenklappe konnten wir gute Erfahrungen machen. Gegen eine Implantation der Bioklappe bei Patienten jünger als 65 Jahre spricht daher nur das Argument einer zweiten Operation in höherem Patientenalter.
TAVI
TAVI
Bei der TAVI (Transkatheter-Aortenklappenimplantation) wird die neue Herzklappe kathetergestützt eingesetzt. Das vergleichsweise schonende TAVI-Verfahren ist sehr alten und kranken Patienten vorbehalten, die nicht operiert werden können, weil das Risiko dafür zu hoch ist. Die alte Klappe wird beim kathetergestützten Aortenklappenersatz nicht entfernt, sondern von der neuen Klappe in die Gefäßwand gedrückt und dient so deren Verankerung. Der Brustkorb muss für den Eingriff nicht mehr komplett eröffnet werden. Der Katheter mit der Klappe wird in die korrekte Position gebracht entweder
- über die Beinarterie (transfemoral) oder
- über einen kleinen Schnitt an der Herzspitze (transapikal)
TAVI-Prozeduren führen wir seit dem Jahr 2009 im Heart-Team zusammen mit der Klinik für Kardiologie durch und haben inzwischen die Erfahrung von mehr als 1100 Eingriffen. Im Heart-Team entscheiden wir in einer interdisziplinären Konferenz gemeinsam für jeden einzelnen Patienten, welches Verfahren individuell am besten geeignet ist. Der kathetergestützte Aortenklappenersatz erfolgt im eigens für den Eingriff erbauten Hybrid-Operationssaal.