Unfallchirurgie / BG-Unfälle
In der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Schulterchirurgie und Endoprothetik werden Verletzungen jeglichen Schweregrades behandelt, von der einfachen Schnittwunde bis zum schwerstverletzten Unfallopfer. Dafür stehen ein Hubschrauberlandeplatz, mehrere Schockräume, sowie umfassende Diagnostik (Röntgen, CT, Kernspin) zur Verfügung.Weiterhin steht Ihnen ein kompetentes Team aus unterschiedlichen Fachdisziplinen, sowie mehrere Operationssäle und Intensivstationen rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr zur Verfügung.
Wir bieten eine hochqualifizierte Traumaversorgung in enger Zusammenarbeit mit den Kollegen der Anästhesie und Intensivmedizin, der Notaufnahme, der Handchirurgie, der Viszeralchirurgie und der Neurochirurgie.
Von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) sind wir zur Behandlung von Schwerverletzten nach Arbeits- oder Wegeunfällen im Rahmen des Verletztenartenverfahrens zugelassen (VAV-Verfahren).
Unser Leistungsspektrum umfasst die Behandlung von Verletzungen des gesamten Stütz- und Bewegungsapparates, inklusive Extremitätenverletzungen, Beckenfrakturen und Wirbelsäulenverletzungen.
Neben eine raschen und effizienten Notfall- und Erstversorgung bieten wir unseren Patienten kompetente Weiterbehandlung und Beratung.
Durch den Einsatz modernster Implantate und Behandlungsverfahren sowie eine fortwährende Weiterbildung der Mitarbeiter gewährleisten wir eine Versorgung unserer Patienten auf dem aktuellsten Stand von Technik und Wissenschaft.
Auf den folgenden Seiten möchten wir Ihnen einige ausgewählte Verletzungen genauer vorstellen. Bei Fragen zu einzelnen Behandlungsverfahren haben sie jederzeit die Möglichkeit uns auch per E-Mail zu kontaktieren.
Arbeitsunfälle (D-Arztverfahren)
Arbeitsunfälle (D-Arztverfahren)
Der Arbeitsunfall (auch Betriebsunfall, Berufsunfall) ist in der gesetzlichen Unfallversicherung ein Unfall eines Arbeitnehmers, den dieser während der Arbeitszeit oder auf dem Arbeitsweg erleidet. Dazu zählen auch Unfälle von Kindern in der Schule oder auf dem Schulweg.
Die Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Schulterchirurgie und Endoprothetik ist im Rahmen des Schwerverletzungsartenverfahren (sogenanntes VAV Haus) am stationären Heilverfahren der Berufsgenossenschaften (BG) beteiligt. Das bedeutet, dass alle Verletzungen, die im Rahmen eines Arbeits- oder Arbeitswegeunfalles entstanden sind, sowie auch deren Folgezustände, in unserer Klinik behandelt werden.
Die ambulante Behandlung findet im Rahmen einer täglich stattfindenden „BG-Sprechstunde“ statt. Terminvereinbarung für BG-Sprechstunde bitte telefonisch unter Tel.: 09771/66-21070 vereinbaren.
Notfälle
Die Zentrale Notaufnahme am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt ist 24 Stunden für alle akuten Notfälle und Unfälle (auch Arbeitsunfälle) geöffnet. Spezialisierte Ärzte und Pflegekräfte betreuen Sie rund um die Uhr. Notfallpatienten erhalten in der Zentralen Notaufnahme eine Erstversorgung. Sie erreichen uns telefonisch unter Tel. 09771 / 66-24000.
Beckenverletzungen
Verletzungen des Beckenrings und der Hüftpfanne sind komplexe Verletzungen, die häufig mit anderen Unfallfolgen bei polytraumatisierten Patienten vorkommen und potenziell lebensbedrohlich sein können. Beckenringfrakturen können jedoch auch bei älteren Patienten im Rahmen von Bagatelltraumen vorkommen.
Der Beckenring ist die Verbindung zwischen dem Körperstamm und den Beinen und somit besonderen Belastungen ausgesetzt. Eine Beckenfraktur ist ein Bruch von Teilen des knöchernen Beckens. Sie tritt meist durch Verkehrsunfälle oder durch Stürze auf. Oft ist das Hüftgelenk beteiligt (Azetabulumfraktur). Innere Blutungen bei Beckenfrakturen sind durch die anatomische Nähe zu den großen Gefäßen möglich und können lebensgefährlich sein.
Neben der normalen radiologischen Bildgebung (BÜS, Inlet, Outlet) sollte zur genauen Analyse der Beckenfraktur eine Computertomografie (CT) durchgeführt werden. In seltenen Fällen ist zusätzlich eine kernspintomografische Untersuchung (MRT) notwendig. Nach genauer Analyse der Fraktur wird dann die weitere Therapie festgelegt.
Stabile Beckenringfrakturen werden meistens von uns konservativ behandelt. Unter krankengymnastischer Begleitung erfolgte die Mobilisation des Patienten. Im weiteren Verlauf erfolgen dann auch radiologische Kontrolluntersuchung. Zeigt sich hier eine zunehmende Verschiebung der Beckenfraktur muss gegebenenfalls dann doch eine operative Therapie durchgeführt werden, zeigt sich die Fraktur weiterhin stabil und nicht zunehmend disloziert ist eine weitere konservative Therapie möglich.
Instabile Beckenfrakturen werden meist notfallmäßig durch eine Beckenzwinge oder einen externen Fixateur stabilisiert. Nach Stabilisierung des Patienten und genauer Analyse der Fraktur erfolgt dann oft eine zusätzliche operative Therapie durch Schrauben oder spezielle Plattensysteme.
Dank bester Notfallversorgung in unserer Zentralen Notaufnahme, kompletter Notfallradiologie inkl. Computertomographie (CT), Kernspintomographie (MRT) und Angiographie können wir in unserer Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie, Schulterchirurgie und Endoprothetik auch komplexe Beckenfrakturen durch moderne Methoden versorgen.
Bei Frakturen der Hüftpfanne (Acetabulumfrakturen) ist neben der genauen Fraktur Analyse auch das Alter des Patienten für die weitere Therapie von großer Bedeutung. Bei jüngeren Patienten wird eine anatomische Rekonstruktion der Hüftpfanne durch schonende Operationszugangswege und moderne Implantate durchgeführt. Bei älteren Patienten mit schon bestehendem Verschleiß des Hüftgelenkes (Koxarthrose) ist gegebenenfalls eine direkte endoprothetische Versorgung der Verletzung zu empfehlen. Beide Verfahren werden in unserer Klinik mit modernen Zystenimplantaten durchgeführt.
Abb. 1: Versorgung einer Acetabulumhinterwandfraktur mittels Doppelplattenosteosynthese über einen Kocher-Langenbeck-Zugang.
Abb. 2: Versorgung einer Acetabulumfraktur (vordere Pfeilerfraktur mit zentraler Protusion) mittels suprapektinaler Platte über einen intrapelvinen Zugang.
Bei älteren Patienten können Verletzungen des Beckenrings oft auch durch Bagatelltraumen entstehen (Insuffizienzfrakturen). Diese sind am Anfang im normalen Röntgenbild oft nicht direkt zu sehen, die Patienten haben jedoch über einen längeren Zeitraum Schmerzen im Becken bzw. bei Mobilisation. Bei solchen Verletzungen sind die Computertomografie oder auch die Magnetresonanztomografie von besonders großer Bedeutung. Liegen solche Insuffizienzfrakturen mit entsprechender Klinik vor, kommen besondere minimalinvasive Stabilisierungsmethoden des hinteren und vorderen Beckenrings zum Einsatz.
Wirbelsäulenverletzungen
Wirbelsäulenverletzungen können durch Unfälle mit direkter oder auch indirekter Gewalteinwirkung wie z.B. Stauchung, Verbiegung oder Rotation entstehen. Ursachen können Polytrauma nach Verkehrsunfällen, Arbeitsunfällen (Sturz aus großer Höhe) oder Sport- und Badeunfällen (Stauchungsverletzung der HWS beim Kopfsprung ins flache Wasser) sein.
Wirbelsäulenverletzungen können jedoch auch ohne adäquates Trauma bei vorbestehender Osteoporose entstehen.
Eine schnelle und kompetente Behandlung der Wirbelsäulenverletzung ist entscheidend, um spätere Komplikationen zu vermeiden. Wir bieten Ihnen in Zusammenarbeit mit den Kollegen der Neurochirurgie die Behandlung des gesamten Spektrums von Wirbelsäulenverletzungen, sowohl nach einen Unfall (traumatische Wirbelsäulenverletzungen) als auch aufgrund von Verschleiß (degenerative Wirbelsäulenveränderunge) an.
Ob Sie unter einem Halswirbelbruch, einem Brustwirbelbruch oder einem Lendenwirbelbruch leiden, hier werden Sie optimal versorgt.
Ziel der Behandlung ist es, die Stabilität, Belastbarkeit und die rasche Mobilisation Ihrer Wirbelsäule dauerhaft wiederherzustellen.
Wenn sich in den bildgebenden Untersuchungen herausgestellt, dass es sich um einen stabilen Bruch handelt, kann auch eine konservative Behandlung durchgeführt werden. Diese besteht aus Schmerztherapie und gezielter Physiotherapie.
Bei instabilen Brüchen der Wirbelsäule oder Lähmungserscheinungen ist eine operative Behandlung erforderlich.
Konservative Behandlungsmethoden
• Diagnostik und Therapie von Osteoporose
• Physiotherapie
• Schmerztherapie
• Korsettbehandlung (Orthesen)
Operative Behandlungsmethoden
• Aufrichtungs-, sowie Stabilisierungsoperationen mit Knochenzement (Kyphoplastie): Über kleine Schnitte am Rücken beidseits der Wirbelsäule in Höhe des frakturierten Wirbels werden Hohlnadeln in diesen eingebracht. Zuerst wird mittels eines Ballons, gefüllt mit Kontrastmittel, versucht, den Wirbel wieder aufzurichten, dann wird in den so geschaffenen Hohlraum Knochenzement eingebracht (Abb. 1)
• Ventrale Versorgung von HWS-Verletzungen mit Plattensystemen und Cage sowie dorsale Versorgung von HWS-Verletzungen mit Schraub-Stab Systemen (Abb. 2)
• Minimalinvasive, perkutane Stabilisierung (Fixateur interne) mit Stab-schrauben Systemen (bei schlechter Knochenqualität mit Zementaugmentation) (Abb. 3)
• Mikrochirurgische ventrale Fusion mit Cage (Abb. 4) oder Wirbelkörper-Ersatz (Abb. 5)
Abb. 1: Kyphoplastie eines Wirbelkörpers
Abb.2: Dorso-ventrale Versorgung einer HWS-Verletzung
Abb. 3: Zementaugmentierte minimalinvasive dorsaler Stabilisierung der Lendenwirbelsäule mit Kyphoplastie
Abb. 4: Dorso-ventrale Versorgung einer LWK-1 Fraktur mit ventraler Fusion (TMT-Cage)
Abb. 5: Dorso-ventrale Stabilisierung der Brustwirbelsäule mit ventralem Wirbelkörperersatz
Nicht verheilte Knochenbrüche (Pseudarthrosen)
Nicht verheilte Knochenbrüche (Pseudarthrosen)
„Die Behandlung von Verletzungen des knöchernen Bewegungsapparates hat die Wiederherstellung der Funktion und die Ausheilung der Fraktur zum Ziel. Dies sollte bei normalem Verlauf bei einfachen Frakturformen nach ca. 3 Monaten erreicht sein. Bei fehlender Knochenbruchheilung über 6 bis 8 Monate spricht man von einer „Pseudarthrose“.
Man unterscheidet zwischen septischen und aseptischen sowie zwischen atrophen und hypertrophen Pseudarthrosen. Oberstes Therapieziel ist die Ausheilung der Pseudarthrose um einen belastungsfähigen Knochen zu erhalten und die Beschwerden des Patienten zu lindern. Zusätzlich sollten, falls vorhanden und klinisch relevant, Fehlstellungen und Längenunterschiede, sowie die Sanierung instabiler und defekter Weichteilzonen durchgeführt werden. Das Behandlungskonzept richtet sich nach der Ursache. Bei septischen Pseudarthrosen steht zunächst die Infektsanierung im Vordergrund und anschließend die Knochenbruchheilung. Bei aseptischen Pseudarthrosen gibt es neben konservativen Therapieansätzen (Stosswellentherapie, Ultraschall) unterschiedliche operative Strategien um die Knochenbruchheilung zu stimulieren.“
aus Grechenig S., Pfeifer C., Krutsch W., Hilber F., Nerlich M., Berner A., Komplikationsmanagement bei fehlender Knochenbruchheilung: Pseudarthrosen, Der Chirurg. 2016 Oct;86(10):919-24.
In unserer Klinik bieten wir Ihnen alle modernen Therapiekonzepte zur Behandlung von Pseudarthrosen an. Liegt zusätzlich eine Infektion vor, wäre zunächst die Beseitigung der Infektion notwendig, um anschließend dann erfolgreich den Knochendefekt zu behandeln. Deshalb können manchmal mehrere Operationen notwendig sein.
Sollten bei Ihnen eine verzögerte Knochenbruchheilung oder eine „Pseudarthrose“ vorliegen, können sie sich jederzeit nach vorheriger telefonischer Terminvereinbarung unter Tel.: 09771/66-21070 bei uns vorstellen.
Bitte bringen sie zu dem Vorstellungstermin alle aktuellen Röntgenbilder, die OP-Berichte von vorherigen Operationen sowie die Arztbriefe mit.
In Abhängigkeit von der Ursache für die fehlende Knochenbruchheilung unterscheidet man unterschiedliche operative und konservative Therapiekonzepte.
Kindertraumatologie
Unfälle sind für Kinder und manchmal sogar mehr für Ihre Eltern eine besondere Stresssituation. Die kindgerechte Versorgung der kleinen Patienten ist uns deshalb ein besonderes Anliegen.
Stürze vom Fahrrad, Trampolin, Rutsche, Klettergerüst oder beim Fußballspielen sind im Kindesalter normal und kommen fast täglich vor. Meist passiert dabei außer kleineren Prellungen nichts schlimmeres. Manchmal führen solche Unfälle jedoch zu einer ernsten Verletzung bis hin zu einem Knochenbruch. Erste Anlaufstelle für solche Verletzungen ist unsere zentrale Notaufnahme . Nach der ersten Versorgung und Diagnostik in unserer ZNA wird weiteres Vorgehen und die Behandlung selbstverständlich mit den Eltern besprochen.
Die Verletzungen im Kindesalter haben als Besonderheit, dass sie an einem wachsenden Organismus erfolgen. Es bestehen daher andere Kompensations- und Reparaturmechanismen als beim Erwachsenen. Aus dem Grund wird häufiger als beim Erwachsenen konservativ, das heißt ohne Operation, behandelt.
Bei Knochenbrüchen welche trotzdem operiert werden sollten, wird so minimalinvasiv und schonend wie möglich vorgegangen. Durch unsere kindertraumatologische Expertise können wir solche Verletzungen am Rhön Klinikum Bad Neustadt versorgen. Hierzu gehören unterschiedliche moderne Techniken mit Nägeln (ESIN), Drähten, Schrauben- und Platten oder manchmal auch Fixateure (äußere Haltevorrichtung zur Ruhigstellung von Knochenbrüchen).
Außerdem gibt es natürlich in Rhön Klinikum Campus Bad Neustadt die Möglichkeit dass ein Elternteil den stationären Aufenthaltes ihres Kindes begleitet.
Abb 1: Dislozierter suprakondylärer Humerusfraktur behandelt mit K-Draht Osteosynthese
Abb 2: Subkapitale Humerusfraktur, Z.n. geschlossene Reposition sowie Stabilisierung mit TENS