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Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) | 12.09.2017

Anfrage der „Gießener Allgemeinen“ vom 2. September 2017

1.    Acht Monate, nachdem sich Teile des Personals des Uniklinikums über die ihrer Meinung nach unzumutbaren Arbeitsbedingungen beschwert haben, soll sich die Situation nicht verbessert haben. Im Gegenteil, es sei schlimmer geworden. Hat das Unternehmen in der Zwischenzeit etwas unternommen, um die Situation zu verbessern?
 
Antwort UKGM:
Die UKGM-Geschäftsführung war und ist im kontinuierlichen und konstruktiven Dialog mit den Beschäftigten und dem Betriebsrat über die Arbeitsbedingungen der verschiedenen Berufsgruppen am UKGM. Seit drei Jahren gibt es an beiden Standorten ein umfassendes betriebliches Gesundheitsmanagement. Zahlreiche Initiativen wie die regelmäßigen Mitarbeiter-Gesundheitstage, spezielle Schulungen auf Station (z. B. Rückenentlastung) oder für den Transportdienst (z. B. Heben, Tragen, Schieben), die Sensibilisierung der Führungskräfte aller Ebenen für Gesundheitsfragen und -Belastungen am Arbeitsplatz, unterschiedliche Arbeitszeitmodelle und Unterstützungsleistungen zu Familie und Beruf, Beruf und Pflege Angehöriger sowie Schulungen „gesund managen“ für Führungskräfte belegen dies aus Sicht der UKGM-Führung eindrucksvoll.
Schon vor zwei Jahren hatte sich die Geschäftsführung zudem mit der Gewerkschaft ver.di auf ein wichtiges Projekt zur Objektivierung der Belastungssituation verständigt: Die Durchführung einer flächendeckenden Mitarbeiterbefragung an beiden Standorten zu psychischen und physischen Belastungen am Arbeitsplatz. Im Ergebnis zeigte die Befragung eine vergleichbare Belastungssituation mit anderen Kliniken. In einer paritätisch besetzten Arbeitsgruppe wurden die Ergebnisse besprochen und Initiativen zum Erhalt und zur Förderung der Mitarbeitergesundheit gestartet und umgesetzt. Auf dieser Basis werden auch hier kontinuierlich und gemeinsam mit den Mitarbeitern weitere Lösungen und Umsetzungsmöglichkeiten erarbeitet.

 
2.    Die Pfleger sagen, sie hätten keine Zeit, die Patienten adäquat zu versorgen. Das führe dazu, dass die Patienten nicht so häufig gewaschen werden, wie es notwendig wäre. Das Gleiche gelte für Verbandswechsel. Die Hygiene komme zu kurz. Was sagen Sie dazu?
 
Antwort UKGM:
Diese Aussagen sind für uns so nicht nachvollziehbar. Eines jedoch ist ganz klar: Die Medizinische und pflegerische Behandlungs- und Versorgungsqualität für die Patienten steht am UKGM zu jeder Zeit an erster Stelle. Falls es hier tatsächlich zu Engpässen kommen sollte, sind die Mitarbeiter aufgefordert, dies schnellstmöglich und auf kurzem Weg ihren Vorgesetzten mitzuteilen. Zudem hat das UKGM weitere geeignete Instrumentarien zur Verfügung gestellt: Das Critical Incident Reporting System (CIRS). Hier können Mitarbeiter, auch anonym, Umstände melden, durch die das Patientenwohl gefährdet sein könnte. Diese Meldungen werden umgehend ausgewertet und geeignete Maßnahmen ergriffen. Zum anderen die Möglichkeit der Überlastungsanzeige. Auch diese werden kontinuierlich bearbeitet und an die Vorgesetzten berichtet, damit adäquate Regelungen getroffen werden können, um erkannte Missstände abzustellen. (Dies auch zu Ihrer Frage 4. Die Zahl der Überlastungsanzeigen soll sich in den letzten Jahren vervielfacht haben. Wie geht das Unternehmen damit um? Uns wurde mitgeteilt, die Anzeigen würden gar nichts ändern.)
 
 
3.    Die Pfleger fühlen sich überlastet, sie sagen, es gebe zu wenig Personal. Gibt es Planungen, wonach mehr Personal eingestellt werden soll?
 
Antwort UKGM:
Am UKGM gibt es kontinuierlich seit 2006 eine leistungsgerechte Personalanpassung. In diesem Zuge sind heute 16,7 Prozent mehr Pflegekräfte am Universitätsklinikum Gießen und Marburg beschäftigt als 2006. Das lässt sich transparent auf unserer Faktenseite www.ukgm.info nachvollziehen.
In dem von Ihnen beschriebenen Zeitraum von Dezember vergangenen Jahres bis Juni 2017 sind im UKGM Gießen 20 neue Stellen in der Pflege dazu gekommen. Um neue oder frei werdende Stellen mit qualifiziertem Personal schnellstmöglich besetzen zu können, hat die Geschäftsführung schon im vergangenen Jahr einen weiteren Ausbildungskurs in der Krankenpflegeschule eingerichtet. Im Gegensatz zu anderen Häusern kann das UKGM so auch auf qualifizierten Nachwuchs aus den eigenen Reihen bauen. Im Oktober werden in Gießen rund 30 frisch examinierte Pflegerinnen und Pfleger übernommen.
Die Geschäftsführung weiß, dass die Pflege und Behandlung kranker Menschen eine täglich herausfordernde Aufgabe ist, zumal an einem Universitätsklinikum, an dem schwerste Erkrankungen und Verletzungen versorgt werden. Deshalb hat sie im Rahmen der Gespräche zum Gesundheitsdialog mit der Gewerkschaft ver.di auch ein 10 Punkte-Programm vorgelegt, dass für eine Verbesserung der Arbeitssituation und eine Entlastung der Mitarbeiter sorgen soll. Auch hier sind wichtige Ergebnisse aus der schon angesprochenen Mitarbeiterbefragung eingeflossen. Die Verhandlungen mit ver.di sind auf einem guten Weg und werden im Oktober fortgesetzt.
 
 
5.    In vielen Krankenhäusern wird über die Pflegeproblematik gesprochen. In Gießen soll es aber ein Alleinstellungsmerkmal geben. Demnach erhalte die Klinik zwar Zuschüsse von Bund und Land für Forschung und Ausbildung, jedoch nicht für Neubauten, Instandsetzungen oder Investitionen in die Ausstattung. Das führe zu einem besonders hohen Kostendruck. Stimmt das? Und hat die Rhön-Klinikum AG im Privatisierungsprozess auf diese Zuschüsse verzichtet? Wenn ja, warum?
 
 
Antwort UKGM:
Die Abschreibungen der in den vergangenen elf Jahren getätigten Investitionen für Neubauten, Instandsetzungen oder Investitionen in die Ausstattung bestimmen keinesfalls weder die Personalplanung in der Pflege noch die Qualität der Patientenversorgung.
Außerdem hat die Geschäftsführung mit einer leistungsgerechten Personalanpassung stets für eine optimale Patientenversorgung Rechnung getragen.
Der Verzicht auf diese Zuschüsse am Universitätsklinikum Gießen und Marburg war Bestandteil des mit dem Land Hessen in 2006 geschlossenen Kaufvertrages.

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