MIT MUSIK

zurück ins Leben

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Gemeinsam mit Dorothea Mallü und ihrer Musik- und Klangtherapie findet Wolfgang Stamm wieder zurück zur Normalität.

Am 9. Februar 2020 veränderte sich das Leben von Wolfgang Stamm von einer auf die andere Minute. Diagnose: Schlaganfall. Obwohl Familie und Ärzte schnell reagieren, ist sein Leben plötzlich ein ganz anderes. Doch mit Musik geht es für den Berufsmusiker schrittweise in Richtung Normalität.

Der Schlaganfall hat Spuren im Körper des 59-Jährigen hinterlassen. Seine linke Körperhälfte ist gelähmt und die Wahrnehmungsfähigkeit durch einen sog. Neglect stark eingeschränkt. Alltägliche Dinge, wie Zähne putzen, die Zubereitung von Mahlzeiten oder Kleidungswechsel werden so zur Herausforderung.

Doch Stamm gibt nicht auf, gerade als Musiker weiß er, wie wichtig Disziplin und Willen sind. Noch im Februar beginnt er mit der Rehabilitation am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt. Im Rahmen der musikgestützten Therapie trifft er auf Dorothea Mallü, sie ist Musik- und Klangtherapeutin. „Schon Pythagoras hat die Heilkraft von Klängen erkannt und soll sie therapeutisch genutzt haben. Heute ist die Wirksamkeit von Klängen durch die moderne Musikmedizin und Therapie bei psychischen Problemen und bei somatischen Erkrankungen nachgewiesen“, erzählt die gelernte Ergotherapeutin. Musik in der Neurologischen Frührehabilitation Seit Januar 2020 geht der Campus Bad Neustadt diesen neuen Weg in der Neurologischen Frührehabilitation. „Die Musik ist eine Möglichkeit, mit hirngeschädigten Patienten zu kommunizieren. In der Frühphase findet die Therapie oft am und im Bett statt. Es wird Kontakt zum Patienten aufgenommen und damit eine therapeutische Beziehung aufgebaut“, erklärt Mallü weiter. Die Therapie findet in dieser Zeit meist nonverbal statt, es kommen Klänge und Schwingungen zum Einsatz, die das vegetative Nervensystem positiv beeinflussen können. „Manche Töne, manche Vibrationen tun aber auch im Körper weh“, beschreibt Stamm. „Allerdings ist es ein gutes Gefühl, diese Reize endlich wieder fühlen zu können“. Vielseitig einsetzbar Die Einsatzbereiche der klang- und musikgestützten Therapie sind vielschichtig und reichen von kindlicher Frühförderung über Behandlung psychisch Erkrankter bis in die funktionelle Rehabilitation und Behandlung Schwersterkrankter. Im weiteren Rehabilitationsverlauf gestaltet sich die Musik und klangtherapeutische Intervention sehr vielschichtig. Mit Hilfe von Instrumenten, der Stimme, aber auch Schlag- und Rhythmusinstrumenten werden Funktionen wie Grob- und Feinmotorik, Aufmerksamkeit, Kommunikation und natürlich auch das Sprechen beübt.

Der Patient soll durch die musikgestützte Therapie emotional stabilisiert werden und die Möglichkeit bekommen, sich durch Klänge auszudrücken, zu singen oder auch einfach mal nur zuzuhören, um sich zu entspannen. Und das ist es auch, was Dorothea Mallü bei ihrer Arbeit antreibt. „Musik ist etwas, das Spaß machen, Entspannung bringen und auch ablenken soll. Ich will den Menschen, helfen mit ihrer neuen Situation klarzukommen, ihnen einen Rahmen schaffen, in dem sie sich ohne Druck ausprobieren können, eine Möglichkeit bieten, auf eine „andere Art“ zu kommunizieren.“ Auch privat zurück zur Musik Fast vier Monate Reha am Campus Bad Neustadt liegen hinter Stamm. Für sein neues Leben zu Hause in Wiesbaden hat er bereits Pläne gemacht. Er will wieder Schlagzeug spielen, mit seiner Band auf den großen Bühnen, vor vielen Zuhörern. Doch am Wichtigsten ist ihm seine „perfekte Familie“, die ihn immer unterstützt, ihm hilft, jetzt in die Zukunft zu starten. Das sind die bedeutendsten Menschen in seinem Leben und das nicht erst seit dem 9. Februar 2020.