Herzschwäche

PASSGENAU VERSORGEN

Müdigkeit, Erschöpfung, verminderte Belastbarkeit, Wassereinlagerungen und Atemnot: Das sind typische Anzeichen einer Herzschwäche. Diese ersten unspezifischen Symptome werden von Betroffenen oft als Alterserscheinung oder vorübergehende Erschöpfung abgetan. Doch das kann gefährlich werden.

WAS IST EINE HERZSCHWÄCHE? Eine Herzschwäche liegt vor, wenn das Herz zu wenig Blut in den Körper pumpt. Organe wie Gehirn, Muskeln und Nerven werden dadurch nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.

„Unbehandelt schreitet die Herzerkrankung weiter fort und die Symptome nehmen zu“, warnt Prof. Dr. Sebastian Kerber, Chefarzt der Klinik für Kardiologie I am Campus Bad Neustadt. Wird eine Herzschwäche allerdings früh erkannt, kann eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden. So lässt sich der Krankheitsverlauf aufhalten und die Lebensqualität erhalten. „Patienten müssen dafür allerdings kontinuierlich betreut und ihre Symptome überwacht werden“, so Prof. Kerber weiter. Kontinuierlich Betreuung erforderlich: Wie kann das gelingen? Mit „sekTOR-HF – Transsektorale, bedarfsorientierte Versorgung von Patienten mit Herzinsuffizienz und Entwicklung eines alternativen Vergütungssystems“. Dies klingt vielleicht erst einmal etwas kompliziert, bedeutet aber, dass ambulante und stationäre Leistungserbringer koordiniert zusammenarbeiten. „Mit diesem Projekt wollen wir Herzinsuffizienz (HF)-Patienten besser versorgen“, sagt Dr. Frank Gietzen, Oberarzt der Klinik für Kardiologie I am Campus Bad Neustadt. „Dazu überwacht eine fachärztlich geleitete Netzwerkstelle kontinuierlich HF-Patienten aller Schweregrade und navigiert diese durch das Gesundheitssystem“, so Dr. Gietzen weiter. Die Netzwerkstelle stimmt sich mit Haus- und Fachärzten sowie weiteren Gesundheitsdienstleistern mittels einer telemedizinischen Plattform (E-Health-Portal) ab. Über dieses Portal werden in Form einer elektronischen Patientenakte relevante Informationen erfasst und den Leistungserbringern zur Verfügung gestellt.

Um die Daten detailliert auswerten zu können, werden die Patienten im Rahmen des Projekts mit diversen, telemedizinisch vernetzten Geräten ausgestattet: Dazu zählen eine Körperwaage, eine Uhr, um den Herzrhythmus zu messen sowie ein Ohrensensor zur Temperatur- und Sauerstoffmessung. Die Daten werden im E-Health-Portal gesammelt und von Mitarbeitern der Netzwerkstelle ausgewertet. Wird dabei eine kurzfristige Gewichtszunahme bei einem Patienten festgestellt, die auf eine mögliche Wassereinlagerung hindeuten kann, nimmt die Netzwerkstelle zunächst telefonisch mit dem Patienten Kontakt auf. Schafft eine „Wassertablette“ Abhilfe, spart sich der Patient den Weg zum Arzt. Ist das nicht der Fall, greift der Netzwerkmanager – ein Facharzt – ein und entscheidet in Abstimmung mit den ambulanten und stationären Partnern über das geeignete Vorgehen.

Im Februar 2021 startet das Projektteam mit den ersten Patienten. Insgesamt 500 Patienten – je 250 in Hessen und in Bayern – werden ein komplettes Jahr lang betreut und behandelt. „Wir wollen die heutige Regelversorgung mit unseren medizinischen Experten weiterentwickeln und hoffen, damit einen relevanten Beitrag für eine bessere Versorgung der HF-Patienten in unserem Land leisten zu können“, sagt Dominik Walter, Leiter Fachbereich Medizinisches Prozessmanagement der RHÖN-KLINIKUM AG.

sekTOR-HF ist ein Gemeinschaftsprojekt von medizinischen und wissenschaftlichen Partnern in den Fokusregionen Rhön-Grabfeld (Bayern) und Marburg-Biedenkopf (Hessen). Gefördert wird dieses über 42 Monate durch den Gemeinsamen Bundesausschuss G-BA.