„Die technische

ENTWICKLUNG IST GRANDIOS"

Wie findet man sich bei einer Hirnoperation zurecht? Und wie hilft die moderne Technik dabei, Nervenfasern zu schonen? Vier Fragen an PD Dr. Albrecht Waschke.

Sie sind Spezialist für minimalinvasive Neurochirurgie. Was bedeutet das bei einer Hirnoperation? Die Neurochirurgie hatte bei minimalinvasiven und mikrochirurgischen OP-Techniken schon immer eine Vorreiterrolle. Bereits seit den 60er Jahren werden dort Operationsmikroskope eingesetzt. Neu ist, dass man versucht, durch immer kleinere Zugänge in der Schädeldecke zu operieren, sodass deutlich weniger Gewebe verletzt wird und die Patienten schneller wieder gesund werden. Dafür wird eine besondere technische Ausstattung benötigt – und vor allem ein Operateur, der diese beherrscht. Beim Operieren lassen Sie sich von speziellen Navigationssystemen durchs Gehirn lotsen. Wie funktioniert das? Die Navigation ist ein exzellentes Tool: Wir können damit Nervenfaserbahnen darstellen und die Operation so planen, dass wir keine wesentlichen Strukturen verletzen. Die modernen Navigationssysteme, mit denen wir arbeiten, haben alle möglichen Zusatzfeatures. Wir simulieren die OP vorab und lassen uns währenddessen davon leiten. Trotzdem: Die Technik ist immer nur so gut wie derjenige, der sie nutzt. Der Operateur braucht weitreichende anatomische Kenntnisse. Es kommt nämlich immer mal wieder vor, dass die Navigation ungenau arbeitet. Dann muss man sich auch ohne Hilfe orientieren können. Wie haben sich die neurochirurgischen Operationstechniken in den letzten Jahren weiterentwickelt? Grandios. Das ist umso erstaunlicher, weil die Neurochirurgie schon lange sehr technisiert war. Inzwischen nutzen wir z. B. robotische Systeme, bei denen sich das Operationsmikroskop quasi mitbewegt. Wir können MRT-, CT- und andere Bilder in 2D und 3D übereinander legen und uns auf Knopfdruck Faserbahnen anzeigen lassen. Das ist wirklich ein massiver Fortschritt, und die Neurochirurgie profitiert davon ganz besonders. Sind weitere Fortschritte abzusehen oder ist die Entwicklung jetzt erstmal ausgereizt? Ich denke, die Entwicklung wird immer weitergehen. Zum einen kann ich mir vorstellen, dass mikrochirurgische Operationshilfsmittel in Zukunft robotisch werden. Ebenso wird sich die virtuelle Operationsplanung sicher noch weiterentwickeln und auch verstärkt in der Ausbildung eingesetzt werden. Die vorhandene Technik ist zwar schon toll, aber ähnlich wie bei Computerspielen, die immer realistischer werden, wird das sicherlich auch bei uns in Form von immer realistischeren OP-Simulationen Einzug halten.

Foto: PD Dr. med Albrecht Waschke ist Chefarzt der neu eröffneten Klinik für Neurochirurgie am RHÖN-KLINIKUM Campus Bad Neustadt